Blog der Akademie für Traditionelle Astrologie

Astrologie - Wie alles begann

Die Wurzeln der Astrologie liegen in Mesopotamien, im heutigen Irak und Syrien. Hier beobachteten die Himmelskundigen – die Chaldäer – über Jahrhunderte hinweg täglich den Himmel. Ihre Erkenntnisse meißelten sie in Keilschrift auf Tontafeln: „Wenn X am Himmel geschieht, dann Y auf der Erde.“ Diese Notizen waren nicht kausal gemeint, sondern kasuistisch – man stellte fest, welche irdischen Ereignisse bei welchen Konstellationen auftraten, und erwartete, dass sie sich wiederholen würden.

Ab Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr. hielten sie Himmelsphänomene täglich fest – dazu parallel Marktpreise, Wetter, Flusspegel, politische Ereignisse. Später entstanden daraus sogenannte Prozedurtexte, um z. B. Ernteerträge oder Wetterumschwünge vorherzusagen. Grundlage war der Glaube, dass Götter durch Zeichen am Himmel ihre Absichten offenbaren. Interessanterweise glaubten die Chaldäer, dass das durch die Konstellationen angezeigte Schicksal durch kultische Rituale verhandelbar sei. Warum sich dieser Glaube nicht bei den Griechen durchsetzte, die später große Fans der chaldäischen Sterndeutungskunst wurden, ist nicht geklärt. 

Der große Durchbruch

Der vielleicht größte Wendepunkt kam kurz vor dem 4. Jahrhundert v. Chr.: Zum ersten Mal konnten die Bewegungen der Himmelskörper vorausberechnet werden. Plötzlich war es möglich, Finsternisse vorherzusagen – ein gewaltiger Prestigegewinn für die damaligen Gelehrten. Finsternisse galten als extrem gefährliches Omen für den Herrscher. Kein Wunder, dass Astrologen, die immer auch Astronomen waren, zu Beratern von Königen wurden. 
Ein Herrscher ohne Himmelsdivination? Undenkbar. Aus diesen Berechnungen entstand nicht nur die Staatsastrologie (Omen für Städte und Länder), sondern auch die Geburtsastrologie.

Vom König zum Privatmenschen

Mit der Eroberung Babylons durch die Perser im Jahr 539 v. Chr. verlagerte sich der Fokus: Statt ausschließlich den Herrscher zu beraten, begann man, Horoskope für Privatpersonen zu erstellen.

Das älteste bekannte Beispiel (siehe Abbildung) stammt aus dem Jahr 410 v. Chr. – noch ohne Aszendent (dieser wurde erst später wahrscheinlich in Ägypten konzipiert) und ohne die genaue Planetenkonstellation zum Geburtszeitpunkt. Aber kurz darauf wurde der zwölfteilige siderische Tierkreis eingeführt, mit exakt 30° großen Abschnitten. Die Namen der Zeichen blieben von den Sternbildern inspiriert, doch schon damals unterschieden sich die realen Himmelsformationen in ihrer Größe. 

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Bild: Aus Francesca Rochberg, Babylonian Horoscopes, Philadelphia 1998.

Die hellenistische Revolution

Ab dem 2. Jahrhundert v. Chr. entstand die hellenistische Astrologie – benannt nach dem hellenistischen Großreich Alexanders des Großen (356–323 v. Chr.). Durch seine Feldzüge bis an den Indus verschmolzen griechische und orientalische Kultur. Die Gelehrten dieser Epoche – ob aus Alexandria, Sidon, Athen, Rom oder Sizilien – schrieben auf Griechisch, der damaligen Weltsprache, ähnlich wie wir heute auf Englisch.

Die hellenistische Astrologie übernahm babylonisches Wissen, fügte mathematische und philosophische Konzepte hinzu und entwickelte ein komplexes, erstaunlich konsistentes System. Manche Techniken, wie die Lospunkte, waren reine Rechenmethoden und am Himmel gar nicht sichtbar – was manche Forscher zu der These veranlasst, dass vieles nicht nur aus Beobachtung, sondern auch aus gezielter Erfindung entstand.

Später, im Mittelalter, erweiterten vor allem arabische Gelehrte das System weiter. Doch die Grundstruktur, die damals entwickelt wurde, prägt die Astrologie bis heute. 

Vom Sternenhimmel zum Messkreis

Allerdings hat sich eines ganz grundlegend verändert: Unser Verständnis vom Tierkreis.
Ursprünglich wurde der Tierkreis am Himmel ausgerichtet – an den sichtbaren Sternbildern, die man zu Gruppen zusammenfasste und mit Mythen und Göttergeschichten auflud. Das ist der siderische Tierkreis.

Heute verwenden wir im Westen fast ausschließlich den tropischen Tierkreis – einen rechnerischen Messkreis, der sich an den Jahreszeiten orientiert. Die Namen der Zeichen sind geblieben, doch ihre Verbindung zu den tatsächlichen Sternbildern ist nur noch historisch.

Tropischer und siderischer Tierkreis waren zuletzt um 300 n. Chr. deckungsgleich – also etwa 700 Jahre nach seiner Entstehung und rund 500 Jahre nach der Entwicklung der hellenistischen Astrologie. Die alten Meister wussten übrigens sehr wohl, dass man den Tierkreis sowohl siderisch als auch tropisch definieren kann – der Astronom Hipparch hatte diesen Unterschied bereits um 200 v. Chr. entdeckt. Als die Tierkreise deckungsgleich waren, stand der Frühlingspunkt (0° Widder) tatsächlich im Sternbild Widder. Durch die Präzession der Erdachse verschiebt er sich seither um etwa 1° in 72 Jahren. Heute beträgt der Abstand rund 23 - 24° – was bedeutet, dass ein „Widder“ im tropischen Tierkreis im siderischen oft ein „Fisch“ ist. Mehr dazu hier.

Beide Tierkreise sind für die Kunst der Astrologie bedeutsam – man muss nur wissen, wie man sie richtig anwendet. So riet es auch der Gelehrte Avraham Ibn Ezra im 11. Jahrhundert n. Chr., der beide Tierkreise in seinen Schriften beschrieb. 
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Astrologie: Ausbildung

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Birgit von Borstel

Kursleitung:

DAV-geprüfte Astrologin, studierte Philosophie, Psychologie und Musikwissenschaft in Hamburg. Zunächst in der Musikbranche im Marketing tätig, absolvierte sie nebenberuflich von 1999 bis 2002 eine Ausbildung in psychologischer Astrologie. Es folgten Weiterbildungen in traditioneller Astrologie. Seit 2006 arbeitet sie als Berufsastrologin in Berlin, ist als Heilpraktikerin für Psychotherapie qualifiziert und war 2011 bis 2021 in der DAV-Prüfungskommission. Seit 2007 unterrichtet sie Astrologie, 2023 gründete sie die Online-Akademie für Traditionelle Astrologie. Die hier angebotene Ausbildung ist seit 2022 DAV-zertifiziert. Aktuell studiert sie Geschichte und Religionswissenschaften mit Schwerpunkt Astrologiegeschichte.

Anmeldung und Kontakt:

Birgit von Borstel
Traditionelle Astrologie

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10439 Berlin

Tel.: 030-3156 9812
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