Eines der grundlegendsten Konzepte in der Astrologie ist der Tierkreis, der die Bewegung der Sonne entlang des Himmels in zwölf gleichmäßige Abschnitte unterteilt. Doch wusstest du, dass es zwei verschiedene Arten gibt, den Tierkreis zu betrachten? Hier ist eine einfache Erklärung der Unterschiede zwischen dem siderischen und dem tropischen Tierkreis.
Siderischer Tierkreis: Die Sterne als Orientierung
Der Tierkreis wurde im 5. Jh. v. Chr. von den Babyloniern entwickelt. Ursprünglich wurde der Tierkreis auf die Fixsterne bezogen konzipiert. Diese 12 gleich großen Abschnitte zu je 30 Grad, auch bekannt als Sternzeichen, spiegeln die Positionen der Sternbilder am Himmel wider. Der Begriff "siderisch" stammt vom lateinischen Wort "sidus" ab, was "Stern" bedeutet. Der siderische Tierkreis ist also eng mit den tatsächlichen Sternkonstellationen verbunden, er stimmt mit ihnen überein – er orientiert sich buchstäblich am Sternenhimmel.
Tropischer Tierkreis: Die Jahreszeiten als Referenz
Im Gegensatz dazu basiert der tropische Tierkreis nicht auf den Sternen, sondern auf den Jahreszeiten und der Position der Erde zur Sonne. Der tropische Tierkreis ist das gebräuchlichste System in der westlichen Astrologie. Er basiert auf der Position der Sonne zum Zeitpunkt der Tagundnachtgleiche im Frühling, dem sogenannten Frühlingspunkt oder Äquinoktiumspunkt. Der Startpunkt des tropischen Tierkreises ist der Frühlingspunkt, der im tropischen Tierkreis mit 0° Widder gleichgesetzt wird. Hier sind also die Sonnenwenden, wie die Frühlingstag- und Nachtgleiche, entscheidend.
Die Verschiebung der Tierkreise
Was bedeutet das nun für die Horoskopie? Nun, während der siderische Tierkreis eng an den Sternen ausgerichtet ist, verschiebt sich der Frühlingspunkt im tropischen Tierkreis aufgrund der Präzession der Erdachse kontinuierlich. Das führt dazu, dass die Positionen im tropischen Tierkreis im Laufe der Zeit von den Sternbildern am Himmel abweichen. Inzwischen beträgt diese Abweichung, die man Ayanamsha nennt, ca. 23 Grad, also fast ein Tierkreiszeichen.
Vom tropischen zum siderischen Tierkreis umrechnen
Die Umrechnung der Sonnenposition vom tropischen zum siderischen Tierkreis ist ganz einfach: Wenn beispielsweise deine Sonne im tropischen Tierkreis bei 0° Widder steht, zählst du einfach 23 Grad rückwärts durch den Tierkreis. In diesem Fall landest du bei 7° Fische für die siderische Position deiner Sonne. Entsprechend kannst du mit allen Planeten und dem Aszendenten verfahren (Natürlich gibt es auch Software, die diese Umrechnung für dich übernehmen kann).
Die Verwendung des siderischen Tierkreises in der Hellenistischen Astrologie
In der hellenistischen Astrologie, die eine bedeutende Rolle in der Entwicklung der astrologischen Tradition spielte, wurde der siderische Tierkreis verwendet. Interessanterweise geschah dies nicht zufällig, sondern bewusst.
Zum einen war bereits im 2. Jahrhundert v. Chr. das Konzept der Präzession bekannt: Der antike griechische Astronom Hipparch entdeckte, dass die Position der Frühlingspunkt auf der Ekliptik im Laufe der Zeit wandert, was auf die langsame Drehung der Erdachse zurückzuführen ist. Dies deutete darauf hin, dass der siderische und tropische Tierkreis nicht vollständig übereinstimmen.
Zum anderen zeigen sämtliche überlieferten Horoskopdaten bis ins Mittelalter hinein eine Verwendung des siderischen Tierkreises (siehe Neugebauer, O. und van Hoesen, H.B., „Greek Horoscopes“, Philadelphia 1959). Dies legt nahe, dass die antiken Astrologen sich der Unterschiede zwischen den beiden Tierkreisen bewusst waren und bewusst den siderischen Tierkreis für ihre Praktiken wählten.
Fazit
In der modernen westlichen Astrologie wird hauptsächlich mit dem tropischen Tierkreis gearbeitet, während der siderische Tierkreis eher in traditionellen oder östlichen Schulen Verwendung findet. Beide bieten verschiedene Ansätze zur Interpretation von Horoskopen und können faszinierende Einblicke in die Persönlichkeit und das Schicksal geben.
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