Am 28. Juni 2025 trafen sich in Berlin wieder LiebhaberIinnen der traditionellen Astrologie aus ganz Deutschland zum 3. Symposium. Gemeinsam erlebten wir einen Tag voller inspirierender Vorträge, lebendiger Diskussionen und echter Gemeinschaft. Nach zwei erfolgreichen Veranstaltungen – dem ersten Symposium am 30. Juli 2023 und dem zweiten am 8. Juni 2024 (mehr dazu in früheren Blogeinträgen) – war auch die dritte Ausgabe ein großer Erfolg. Die meisten Präsentationen werden in Kürze wieder allen Teilnehmenden zur Verfügung gestellt.
Der Tag begann mit einem Vortrag, in dem ich die Ergebnisse meiner Untersuchungen zur Anwendung und zum Verständnis der Astrologie bei Paracelsus vorstellte. Die größten Überraschungen waren für mich, dass Paracelsus die Geburtsastrologie strikt ablehnte – und dass er mit seinen Forderungen nach Reformen in Diagnostik und Therapie maßgeblich dazu beitrug, dass die Astrologie an den Universitäten an Bedeutung verlor. Mein Vortrag erklärte die Hintergründe dieser Entwicklung und zeigte auf, inwiefern Paracelsus dennoch die Astrologie als unverzichtbare Säule der Medizin betrachtete.
In einem weiteren Kurzvortrag beschäftigte ich mich mit der Debatte zum Tierkreis: „Tropisch? Siderisch?“ Anhand eines praktischen Beispiels zeigte ich, wie unterschiedlich sich zentrale Aussagen eines Horoskops entfalten können, je nachdem, welcher Tierkreis verwendet wird. Der Vergleich regte zur Diskussion über Deutungspraxis und astrologische Grundannahmen an.
Im Anschluss bereicherte Anna-Sophia Rösche den Vormittag mit dem sogenannten Thema Mundi - das ist Latein und bedeutet "Horoskop der Welt". In der Antike stellte man sich den Kosmos als beseeltes, vernunftbegabtes und göttliches Wesen vor. Das Thema Mundi gilt daher auch als das Horoskop Gottes – allerdings ist damit nicht der christliche Gott gemeint. Es handelt sich um ein fiktives, schematisches Horoskop, das in der Antike als Lehrmittel diente. Anna-Sophia veranschaulichte eindrucksvoll, wie elegant und vielschichtig sich darin alle grundlegenden Regeln der traditionellen Astrologie offenbaren – und wie dieses Modell nahelegt, dass die Welt, bzw. das Göttliche, weiblich gedacht werden kann.
Anne C. Schneider präsentierte ihre spannenden Erkenntnisse zur Deutung von Vermögen und Ansehen im Horoskop nach Vettius Valens. Dieser war Zeitgenosse von Claudius Ptolemäus und der wenigen Astrologen, die auch konkrete Horoskope aus der Praxis zeigen und deuten. In Buch II der Anthologien führt uns Valens durch seine Methode, die Art von Vermögen, Wohlstand, Ansehen und Status aus dem Geburtshoroskop abzuleiten. Anne zeigte anschaulich, wie sich diese Technik in der Praxis anwenden lässt – unter anderem am Beispiel von Kaiser Nero.
Silke Geisler beleuchtete in einem Kurzvortrag die mentale Gesundheit im Horoskop – am Beispiel des Fußballers Sebastian Deisler, der früh in seiner Karriere mit Depressionen zu kämpfen hatte und sich schließlich vollständig aus dem Profisport zurückzog. Dieses Thema hätte sicher noch mehr Zeit verdient, denn es zeigt eindrücklich, wie feinfühlig und differenziert astrologische Deutung psychische Belastungen sichtbar machen kann.
Rafael Gil Brand rundete das Programm mit einem Vortrag zu jährlichen Profektionen ab, eine im Grunde sehr einfache antike Prognose-Technik, bei der ausgehend vom ersten Haus jedes Jahr ein weiteres Zeichen bzw. Haus ausgelöst wird, und damit in jedem Lebensjahr der entsprechende Lebensbereich in den Vordergrund rückt. Es ergibt sich in Kombination mit dem Solarhorokop eine sehr spannendes und vielschichtige Methode, die uns erlaubt, recht differenzierte Aussagen über das laufende Lebensjahr zu treffen. Es ist immer notwendig, die Profektion vom Aszendenten, von der Sonne und vom Mond aus zu betrachten. Steht ein Planet in diesem Zeichen, nimmt er eine zentrale Rolle für das Jahresgeschehen ein.
Ein herzliches Dankeschön an alle Vortragenden, TeilnehmerInnen und die UnterstützerInnen Sophia Löwe, Anna-Sophia Rösche und Hendrik Holler. Eure Begeisterung macht dieses Symposium zu so etwas Besonderem. Wieder entstanden inspirierende Impulse und spannende Diskussionen, die weit über den Tag hinaus nachwirken. Inzwischen hat mich bereits viel positives Feedback erreicht – dafür ein herzliches Dankeschön! Ich freue mich sehr, dass der Tag für so viele von euch bereichernd war. Wir alle wünschen Dr. Lucia Bellizia an dieser Stelle gute Besserung – sie musste ihren Beitrag leider kurzfristig aus gesundheitlichen Gründen absagen. Nochmals: Danke für eure Zeit, euer Interesse und eure Gespräche.
Im Jahr 2026 wird das Symposium eine Pause einlegen. Wie und wann es weitergeht, steht derzeit noch nicht fest – aber wir halten euch auf dem Laufenden.
Bis dahin alles Gute – und hoffentlich bis bald!
Birgit von Borstel und das Team